Zum Schwörtag 2025
Lk 6, 37 -38.41-42
Verschwenderische Güte und Liebe als Kategorie im
sozialen Miteinander
Aus dem Fenster
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Keck, sehr geehrte
Damen und Herren des Gemeinderates und der Politik,
sehr geehrte Fahnenabordnungen, liebe
Schwörtagsgemeinde,
der Schwörtag präsentiert sich heute wieder mit seinem
bunten Bild der Fahnenabordnungen und der
traditionellen Kleidung der Handwerker und Zünfte, mit
den vielklanglichen Musikkapellen, den Chören, mit dem
Schwur des Oberbürgermeisters und mit der Leichtigkeit
von fröhlichen Menschen, die diesen Tag des
demokratischen Frohsinns miteinander feiern.
So bunt, wie dieser Tag, so bunt ist das Leben in der Stadt
mit all den Ereignissen, die sich in einem immer schneller
werdenden Wechsel ablösen und in ihrer Qualität jagen
zwischen Hoch und Tief, schädlich gefährlich und hilfreich.
Manches davon nehmen wir wahr, manches schafft es bis
in die Medien.
Was wahrscheinlich viele von uns in den vergangenen
Tagen mitverfolgt haben, das sind die Kinder, die aus dem
Hochhaus Holzklötze werfen und Stühle bis hin zum Sofa.2
Eine gefährliche Aktion.
Gott sei Dank, ging sie glimpflich aus.
Es bleibt ein dummer Kinderstreich, ohne Verstand und
Überlegung, welche Folgen es haben könnte.
Wer weiß, ob aus Spaß oder Langeweile oder Neugier.
In der Werbung gibt es das derzeit ja auch: Ein junges
Pärchen wirft sein Sofa aus dem Fenster und sofort kommt
das günstige Kreditangebot einer Bank für eine
Neuanschaffung.
Da fliegt dann vermutlich zum Sofa noch Geld aus dem
Fenster. –
Kinder halten uns mit dem was sie tun ja immer auch
einen Spiegel vor.
Deshalb, lassen Sie uns den Schauplatz wechseln, aber das
Bild mitnehmen:
Was wird in der Gegenwart alles aus dem Fenster
geworfen?
Oder: Wo sind wir im Positiven oder im Negativen
verschwenderisch?
Die Einen sagen, die Hunderte von Milliarden, die
Deutschland in die Hand nimmt, sind sehr großzügig, wenn
man an die zukünftige Generation denkt, die es dann
bezahlen soll.
Andere sagen die Gegenwart geht sehr großzügig mit den
Werten um wie, z.Bsp., mit dem Schutz und der Würde des
Lebens: Wer nach Gaza schaut, kann davon nichts mehr3
entdecken.
Auch bei der Hilfe für alle, die vor den Türen und Grenzen
der Länder stehen, sind wir gerade am Entschlacken;
Möglichst wenig herein, besser hinaus.
Andere warnen davor, dass Traditionen und Bräuche
aufgegeben werden und der Globalisierung und Migration
zum Opfer fallen oder neuen Prioritäten.
Die KI und die Medien schaffen neue Werte und
Verhaltensweisen und vereinheitlichen dabei die kulturelle
Vielfalt.
Verschwenderisch sein ist tatsächlich schnell eher negativ
besetzt, hat mit aufhören zu tun, mit entschlacken und
verlieren.
Reduktion ist das neue Leitwort.
Geschönt heißt es gerne Besinnung auf die eigentlichen
Aufgaben.
In der Praxis ist es gleichbedeutend mit das Eine oder
andere weglassen, um im Anfangsbild zu bleiben: Manches
ist dann einfach weg vom Fenster.
Kirchen, soziale Träger, Kommunen, Städte sind dabei.
Reduktion auf das Minimum, auf das was sein muss.
Verschwenderisches Maß der sozialen Güte und Liebe
Da klingt es fremd, wie aus einer anderen Zeit und provozierend,
was der
Evangelist Lukas uns von den Werten Jesu übermittelt:
Jesus ruft dazu auf:4
„Gebt, dann wird auch euch gegeben werden.
In reichem, gedrücktem, gerütteltem und überfließendem
Maß wird man euch in den Schoß geben; denn mit
demselben Maß, mit dem ihr messt, wird auch euch
gemessen werden“. (Lk 6, 38)
Mit diesen Worten ruft Jesus zu einer geradezu
verschwenderischen Großzügigkeit auf.
Man muss wissen, zu seiner Zeit wurde das Korn, das
jemand kaufte, mit den Rockfalten aufgefangen und
getragen.
Zuvor kam es in ein Messgefäß; wenn dieses voll war
wurde es gerüttelt und dann hat der Händler nochmals
Korn nachgeschüttet, bis das Gefäß überlief.
Für den Händler eine vergeudete Menge, ein Mehr, das er
für denselben Preis hergibt, eine verschwenderische
Großzügigkeit.
Jesus nimmt dieses Beispiel, um auf eine andere Kategorie
des sozialen Miteinanders aufmerksam zu machen und
seinen Zuhörern einen Spiegel vorzuhalten, wie es gehen
kann.
Jesus geht es um die Kategorie der sozialen Güte und Liebe
im gesellschaftlichen Miteinander.
Es ist unmissverständlich, was er sagt:
Soziale Liebe und Güte ist überfließend, verschwenderisch
und hat damit manchmal auch den Anschein, dass sie zum
Fenster hinaus ist und vergeudet ist.
Jesus ist aber überzeugt:5
Soziale Liebe und Güte ist nie umsonst, sie wird auf die
Gebenden wieder zurückkommen.- - -
Am 11. Juli war der Gedenktag zum Völkermord in Srebrenica
vor 30 Jahren.
Damals wurden 8000 Männer und Jungen getötet, weil sie
bosnisch und muslimisch waren.
Ein Überlebender, der damals 7 Jahre alt war und die
Tötung seines Vaters miterlebte, sagte bei der
Gedenkfeier:
„ Ich leide immer noch darunter. Ich kann es nicht
vergessen, was geschah und ich kann es nicht verzeihen“.
Das wird bei den Generationen der Zukunft im
Gazastreifen nicht anders sein und nicht in den Städten
der Ukraine und überall da, wo in den Kategorien von
Gewalt und Unterdrückung gedacht und gehandelt wird.-
Vermutlich wird sich das nicht ändern, solange nicht die
Kategorie der Güte und Liebe im sozialen Miteinander
verschwenderisch gelebt wird.
Im Verhältnis der Völker, im sozialen Gefüge eines Landes,
im Miteinander einer Stadtgesellschaft und im täglichen
Leben der Familien und Wohngemeinschaften und
Haushalte.
An einem Tag des demokratischen Frohsinns möchte das
Wort von Jesus auf jeden Fall dazu Mut machen, der
Kategorie der sozialen Liebe und Güte im Planen und
Handeln und Begegnen einen großzügigen Platz zu geben,
um einer bunten Zukunft willen.
Apg 2, 1-11; Joh 20,19-23 Pfingsten
Begegnung im Friedensgeist Gottes
Schwacher Geist
Lassen Sie uns an diesem Pfingstfest einen Blick in eines der politischen Kinderzimmer dieser Welt werfen.
Wir durften es alle miterleben: Da bricht Streit aus.
Elon und Donald vertragen sich nicht mehr.
Elon Musk und Donald Trump, die sich im Präsidentschaftswahlkampf gefunden haben, sagen einander: Du bist nicht mehr mein Freund.
Du tust nicht, wie ich will.
Sie sind beleidigt und gehen, um sich neue Freunde zu suchen.
Eine Freundschaft zerbricht.
Vielleicht war aber schon von Anbeginn in diesem Zusammensein nicht der Geist einer wahren Freundschaft leitend, sondern der Ungeist von Machtpositionen.
Wie der Zufall es will, kommt ein Besuch und macht die Tür auf.
Friedrich Merz und Donald Trump begegnen sich und die Welt, zumindest die Medien und Deutschland schauen zu:
Ob die beiden miteinander auskommen?
Tatsächlich, es ist eine Meldung wert, die beiden können miteinander sprechen, wohl freundlich, ganz normal.
Was ist das für ein Geist, der solche Begegnungen leitet?
Mit wie wenig sind wir zufrieden?
Man könnte ja drüberstehen und sagen, die können nicht anders- wenn sie nicht an solchen Machtpositionen wären.
Wenn der eine, nicht tausende von Staatsbediensteten entlassen hätte.
Wenn der Andere nicht seine Macht gegenüber der Bildung und Universitäten ausspielen würde oder hin und wieder einen Bomber in die Luft aufsteigen ließe.
Und wenn der Dritte nicht anstreben würde den Familiennachzug für Geflüchtete in Deutschland zu stoppen, wobei doch gerade Familien zusammengehören und die Integration erleichtern.
Stärkender Geist
Am Fest des Heiligen Geistes dürfen wir auf eine andere Geist-Größe hören.
In den Heilig-Geist-Rufen heißt es:
Komm herab, o Heilger Geist,
der die finstre Nacht zerreißt,
strahle Licht in diese Welt.
Komm, der gute Gaben gibt,
komm, der jedes Herz erhellt.
In der Unrast schenkst du Ruh,
spendest Trost in Leid und Not.
Ohne dein lebendig wehn
Kann im Menschen nichts bestehn,
kann nichts heil sein, noch gesund.
Das klingt nach einem anderen Charakter, nach einem Geist dem jeder Mensch wichtig ist.
Beim Geist Gottes geht es nicht um Macht, sondern um den Dienst für Mensch und Welt.
Darum, dass das Dunkel, dass Streit, Unfriede und Gewalt mit dem Licht Gottes ans Licht geholt und verdrängt werden.
Diesem Geist Gottes, den wir heute feiern, geht es darum in der Beschleunigung des Alltags, dem Menschen Ruhe und Pausen zu verschaffen:
Statt Atemlos, auch mal aufatmen und einen Blick für mich und die Menschen und die Welt um mich haben dürfen.
Der Geist Gottes hat einen menschenfreundlichen Charakter oder wie es im Evangelium deutlich geheißen hat:
Der Geist Gottes ist ein menschen-friedlicher Charakter, den Jesus mit seinem Friedengruß und mit seiner Sendung weitergibt, an seine Jünger und an uns.
Man stelle sich für einen Moment vor in den Besprechungszimmern dieser Welt heißt es zu Beginn beim Shake-Hands ‚Der Friede sei mit dir‘.
Aber natürlich nicht nur dort.
Es ist ja immer leicht auf andere zu schauen, aber auch in den Besprechungsräumen der Kirchengemeinden würden die Besprechungen beginnen mit diesem ‚Der Friede sei mit dir oder mit euch‘.
Oder zu Hause: Im Wohn- und Esszimmer, im Schlaf- und Kinderzimmer: ‚Der Friede sei mit dir‘.
So manche Begegnung könnte in einem anderen Geist stattfinden.
Befriedender Geist
In ihrem gemeinsamen Bischofswort zu Pfingsten sagen die vier großen Kirchen in Baden Württemberg, dass es immer oberstes ‚Ziel sein muss, der Option für den Frieden den Weg zu bereiten.
Frieden erhalten, ist der Auftrag, den der Auferstandene all denen „mitgegeben hat“ oder „ans Herz gelegt hat“, die ihm nachfolgen.
Das gilt für die großen Unfriedensgebiete der Gegenwart, wie in Gaza, Afrika und anderswo.
Der Weg beginnt aber immer auch bei uns selbst, wo wir Verständnis aufbringen, wo ich mich auch mal hinten anstelle, für das Wohlergehen Aller und mit der Bereitschaft, den Frieden leben zu wollen.
Es muss nicht immer der Sturm oder die Feuerzunge sein, wie in der Lesung aus der Apostelgeschichte.
Dort, wo wir uns in Respekt und Achtung der Würde begegnen und das Lebensrecht Aller bejahen, zeigt sich der verbindende Geist über alle Grenzen und Barrieren hinweg‘.
Soweit die vier Bischöfe in ihrem gemeinsamen Pfingstwort. -
Der Geist Gottes ist ein Geist der Begegnungen anders möglich macht.
Es ist ein menschenbefriedender Geist, der sich in die Begegnungen legt, wenn wir heute von Jesus hören und dieses Wort mitnehmen:
‚Der Friede sei mit euch - Empfangt den Heiligen Geist!‘
Bildgedanken